Abelpreis
Zum 200. Geburtstag von Niels Henrik Abel hat die Norwegische Regierung eine Stiftung eingerichtet, deren Erlöse für den „Abelpreis für Mathematik“ bestimmt sind. Der Abelpreis ist mit dem Nobelpreis vergleichbar, den es für die Mathematik ja nicht gibt; er wurde erstmals im Jahr 2003 vergeben und ist mit 6 Millionen Norwegischen Kronen –ca. 710 000 €– dotiert. In diesem Jahr wird der Abelpreis am 24. Mai 2022 verliehen. Das Siegerteam in der Klassenstufe wohnt als Hauptpreis des TdMs der Verleihung bei ("kleiner Abelpreis").
2021 wurde der Abelpreis an die beiden Mathematiker László Lovász und Avi Wigderson verliehen. Lovász arbeitet am Aalfréd-Rényi-Institut für Mathematik und der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest, Wigderson am Institute for Advanced Study in Princeton. Beide wurden gemeinsam für ihre gundlegenden Beiträge zur Diskreten Mathematik und zur theoretischen Informatik ausgezeichnet, mit denen sie diese Felder zu zentralen Gebieten der modernen Mathematik gemacht haben. Martin Grötschel wird im Hauptvortrag des TdM allgemeinverständlich erklären, was die beiden gemacht haben und warum das wichtig ist.
Eine kurze Biographie von Niels Henrik Abel
Niels Henrik Abel war wohl der bedeutendste norwegische Mathematiker. Er wurde am 5. August 1802 auf der Insel Finnøy in der Nähe von Stavanger als Sohn eines Pfarrers geboren und starb am 6. April 1829 in Froland an einer Tuberkulose. In den ersten Schuljahren trat seine mathematische Begabung nicht sonderlich hervor; das änderte sich im Alter von etwa 16 Jahren, als er an eine Schule in Oslo wechselte. Sein Lehrer, Bernt Holmboe, erkannte Abels außergewöhnliche Fähigkeiten und förderte ihn. Ab 1821 studierte Abel an der Universität von Oslo und legte schon 1822 ein Examen ab. Seine ersten Arbeiten beschäftigten sich mit Integralrechnungen und dem berühmten Problem der Lösung von algebraischen Gleichungen: Für algebraische Gleichungen 2. Grades kann man mit Hilfe von Wurzeln die Lösungen direkt angeben („p-q-Formel“); auch für Gleichungen 3. und 4. Grades sind (komplizierte) Formeln bekannt. Abel bewies, dass dies allgemein für Gleichungen 5. und höheren Grades nicht mehr möglich ist.
Abel und Berlin
Im Winter 1825-1826 war Abel mit norwegischen Freunden in Berlin, wo er den Mathematiker August Leopold Crelle traf. Crelle wurde Abels enger Freund und unterstützte ihn in vielerlei Hinsicht. Im ersten Band des Journals für die reine und angewandte Mathematik – später auch kurz „Crelles Journal“ genannt – erschienen allein sieben Artikel von Nils Henrik Abel.
Abel beschäftigte sich weiter mit Integralgleichungen (Abelsches Theorem), mit der Konvergenz von Reihen und Potenzreihen (Abelsches Kriterium, Abelscher Grenzwertsatz); viele seiner Ergebnisse waren richtungsweisend für die Mathematik.
1829 sollte Niels Henrik Abel dank Crelles unermüdlichen Einsatzes auf eine Professur für Mathematik in Berlin berufen werden. Crelle schrieb diese Nachricht am 8. April 1829 an Abel, zwei Tage nach Abels Tod, von dem er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste.